Konfessionsfreier Halbjahresrückblick Oktober 2025

Veröffentlicht: 06. Oct 2025

Die Konfessionsfreien in Österreich sind jetzt 33 % der Bevölkerung, mehr als drei Millionen Menschen. Römisch-katholisch nur mehr 48,8 %. Wir konnten 2024 wieder fast 90.000 neue Konfessionsfreie, die vormals römisch-katholisch oder evangelisch waren, begrüßen. Alle Statistiken unter https://konfessionsfrei.at/stats/.

Geld knapp, keine Reformen

Die notwendige Sparpolitik der Regierung ist regelmäßig in den Schlagzeilen. Aus der öffentlichen Diskussion fehlt jedoch weiterhin ein offensichtliches Thema: Staatsleistungen an Religionsgesellschaften und die Subventionierung der Mitgliedschaft in einigen, aber nicht allen Religionsgemeinschaften über die Absetzbarkeit der Pflichtbeiträge. Sinnvolle und notwendige soziale Programme werden gekürzt oder beendet, während die Erhöhung der absetzbaren Beiträge auf 600 € ab 2024 heuer zum ersten Mal gut verdienenden Kirchenmitgliedern (und nur denen) einen teuren Steuerbonus bringt.

Christlicher Nationalismus wird zum Mainstream

Nach der ÖVP sind auch FPÖ und SPÖ auf den Zug aufgesprochen und glauben, dass man mit dem Bezug auf stetig schrumpfende Minderheitenreligionen noch Wähler:innenstimmen bekommen kann. Doch der Versuch, genau das zu tun, ist im Wahlkampf vor der Wien-Wahl ordentlich schiefgegangen.

Scharia in Österreich?

Die Anerkennung der Entscheidung eines Schiedsgericht auf Basis “der Scharia” sorgte im September für Schlagzeilen. Dies ist ein normaler Vorgang und kein Grund zur Sorge – die Gerichte prüfen genau, ob die Entscheidungen der Schiedsgerichte österreichischem Recht entsprechen. Trotzdem wird das Thema bereits für einseitige Islamfeindllichkeit im Deckmantel pseudosäkularer Propaganda genutzt. Initiativen, “die Scharia” in Österreich zu verbieten, werden erst glaubwürdig, wenn sie sich auch auf “Kirchenrecht” erstrecken und die vielen bestehenden, problematischen Sonderrechte anderer Religionsgesellschaften beenden.

Informationsquellen und bemerkenswerte Neuigkeiten

Dr. Clemens Lintschinger, Vorstandsmitglieder des Zentralrats, hat in Professionelles Lobbying der katholischen Kirche in der EU vs. plumper Aktionismus des EU-Parlaments ausführlich dokumentiert, wie gut finanzierte und vernetzte Organisationen auf die Politik in der EU Einfluss nehmen. 

Der mediale Präsenz der Nonnen von Goldenstein lenkt etwas, aber nicht genug Aufmerksamkeit darauf, dass in Orden Grundrechte verletzt und Menschen ähnlich wie in Sekten behandelt werden.

Der Humanistische Verband Österreichs bringt mehrmals in der Woche relevante Beiträge, aktuell z. B. einen humanistischen Nachruf auf Jane Goodall. Digitaler Humanismus, Säkularität, Demokratie und Grundrechte sind regelmäßige Themen. 

Philipp Möller bei den Konfessionsfreien in Deutschland hat eine großartige Rede mit dem Titel “Absolute Mehrheiten für eine säkulare Politik” gehalten.

Der Radio-Athikan-Podcast berichtet regelmäßig über säkulare Themen aus Österreich und anderen Ländern.

Konfessionsfreie Anliegen unterstützen

Teile diese Informationen mit Gleichgesinnten! Wenn sie regelmäßig (aber nicht zu oft) Neuigkeiten zu säkularen Themen bekommen möchten, können sie sich selbst für den Newsletter anmelden.

Ähnlich hilfreich ist das Abonnieren, Weiterempfehlen und Bewerten der Inhalte aus den genannten Quellen sowie das Teilen auf den eigenen Social-Media-Kanälen. Wir sind viele, können aber noch mehr werden.

Mit Spenden können z. B. die Kosten des Internatauftritts, aber auch Presseaussendungen und weitere Aufgaben des Zentralrats finanziert werden. Ein Dauerauftrag, auch mit einem kleinen Betrag, macht den Spendeneingang kalkulierbar. Der Zentralrat arbeitet an der steuerlichen Absetzbarkeit der Spenden.

Zentralrat der Konfessionsfreien
AT68 2011 1853 9114 3700

Artikel teilen:

Weitere Artikel

08. Sep. 2025
Kopftuchverbot – Verschleierung des Problems

Der Staat schützt und fördert eine Religion, deren Normen er an anderer Stelle durch Verbote bekämpfen muss. Das christliche Kreuz ist ein klassisches religiöses Symbol: Es repräsentiert eine theologische Erzählung und steht für ein individuelles Bekenntnis. Es kann auch einfach an die Wand genagelt werden, um als Dominanzzeichen in einer…

fowid-Tagung "Auf dem Weg in die säkulare Gesellschaft", Berlin, 2025-10-25
28. Oct. 2025
Auf dem Weg in die säkulare Gesellschaft

Unter diesem Titel fand Ende Oktober in Berlin eine Tagung anlässlich des 20. Jahrestages der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland (fowid) statt. Für den österreichischen Zentralrat der Konfessionsfreien war Balázs Bárány, auch fowid-Mitglied, dabei. Bei der Tagung versammelte sich die konfessionsfreie Szene Deutschlands aus dem Umfeld der Giordano-Bruno-Stiftung (fowid, Humanistischer Pressedienst,…