In Österreich und Deutschland wird in offiziellen Texten häufig die Bezeichnung „Konfessionslose“ für Menschen ohne eine zugeordnete Konfession verwendet. Wir bevorzugen aber Konfessionsfreie, weil uns nichts fehlt.
Die 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) der evangelischen Kirchen in Deutschland beschreibt auf Seite 65, warum die Autor:innen lieber „Konfessionslose“ verwenden:
Unter den Bezeichnungen für Menschen, die keiner Religionsgemeinschaft angehören, erscheint uns der Ausdruck „Konfessionslose“ als am weitesten verbreitet und angemessen. Er beinhaltet in unserem Verständnis keine pejorative Abwertung (Schult 2021), nicht anders als z.B. der Begriff „parteilos“ in der Berichterstattung über Kandidierende bei Wahlen. Dagegen impliziert unseres Erachtens ein Begriff wie z.B. „konfessionsfrei“ eine „vermeintliche Unfreiheit der Konfessionsgebundenen“ (Wermke 2021, S. 28; Evangelische Kirche in Deutschland 2020a, S. 33) und ist wegen dieser pejorativen Aufladung aus unserer Sicht weniger geeignet.
Das impliziert den Vorwurf gegenüber den Konfessionsfreien, dass sie sich nicht einfach nur so nennen, wie sie möchten, sondern damit andere, die „Konfessionsgebundenen“ abwerten würden.
Im zitierten Artikel beschäftigt sich Prof. Dr. Michael Wermke mit einer Aussage in einer älteren evangelischen Publikation und äußert folgende Kritik:
Diese ablehnende Haltung gegenüber den Begriffen ‚konfessionsfrei‘ oder auch ‚-ungebunden‘ ist folglich überraschend, zumal doch beispielsweise im interreligiösen Diskurs stets auf das Selbstbestimmungsrecht der Dialogpartner verwiesen wird.
Das Zitat in der KMU ist also nicht einfach nur aus dem Zusammenhang gerissen – die Aussage dort widerspricht der von den KMU-Autor:innen geäußerten „Erklärung“! Die behauptete „pejorative Aufladung“ klingt wie die Projektion eigener Unsicherheiten auf andere.
Wenn Menschen sich in Gruppen nicht frei fühlen, danach aus ihnen lösen, kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen, wenn sie sich nachher frei fühlen. Das könnten die dort Übriggebliebenen als Selbstaufwertung dieser Menschen empfinden. Abwertung ist es jedenfalls keine. Aber da konfessionsfrei auch der bevorzugte Ausdruck von jenen ist, die nie Mitglied einer Religionsgesellschaft waren, kann diese vermeintliche Selbstaufwertung nicht der ganzen Gruppe zugeschrieben werden.
Nicht nur Prof. Dr. Michael Wermke ist der Meinung, dass eine Gruppe selbst aussuchen können sollte, wie sie angesprochen wird. Diese grundlegende Höflichkeit bieten wir jeder weltanschaulichen Gruppe an und erwarten sie im Gegenzug auch für uns.
Der Zentralrat der Konfessionsfreien in Österreich will mit „Konfessionsfrei“ sicher keine „pejorative Aufladung“ ausdrücken. Konfessionsfrei ist sowieso nur eine Zwischendurch-Lösung, bis die Gesellschaft so weit ist, dass „Mensch“ ausreicht.